Die persönliche Demografie-Rendite – auch Ihre?!

Wer das Wort „Rendite“ hört, denkt wahrscheinlich eher an einer Kapitalanlage, an den Aktienmarkt oder seine Sparbuchzinsen. Tja, und letztere sind 2019 nach wie vor sehr niedrig, drohen sogar in Negativzinsen umzuschlagen. Geld auf der Bank zu halten, lohnt sich eigentlich gar nicht mehr, so das Fazit. Doch was macht man als Renditejäger nun?

Folgende Vorstellung sollte in Ihre Überlegungen einfließen: Sie werden – statistisch betrachtet – in der Regel 80 Jahre und älter. Wir wissen heute, dass diejenigen, die 1911 geboren wurden, zu 0,9 Prozent 100 Jahre und älter geworden sind. Wir unterstellen aber auch – dank des medizinischen Fortschritts – dass Menschen, die 2011 geboren wurden, zu 50 Prozent 100 Jahre und älter werden können. Doch wie gestalten wir 100 Lebensjahre sinnvoll? Schließlich wollen wir ja nicht dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben schenken.

Wer eine gute Rendite seines langen (vielleicht 100-jährigen) Lebens ernten möchte, der sollte in folgende drei Bereiche investieren:

  • Investieren Sie in Ihre Gesundheit!
  • Investieren Sie in Ihre Familie und familienähnliche Solidarnetzwerke.
  • Investieren Sie in barrierearmes, möglichst mietfreies Wohnen im Alter.

Ziel sollte es sein, möglichst lange so gesund wie möglich (geistig und körperlich) sein Leben selbstbestimmt gestalten zu können. Darin zu investieren lohnt sich – und zwar möglichst früh und möglichst dauerhaft. Man altert ab der Geburt, nicht erst ab 50! Und Muskeln altern nicht, sie können jederzeit trainiert und altersgemäß in Anspruch genommen werden. Dafür kann man etwas tun – und wird auch schon viel getan. Und jeder Mensch kann jederzeit damit (wieder) anfangen.

Die Tatsache, dass 2018 in den 9.343 Fitness-Studios etwa 11,1 Millionen Menschen schwitzten, und in den 89.121 Sportvereinen 2018 noch 23,91 Millionen Menschen Mitglied waren, belegen die erkannte Bedeutung der Bewegung (und Geselligkeit) für die eigene Gesundheit. (Übrigens: die Fitnessstudios sind mehr, die Sportvereine weniger geworden.) Doch was macht der andere Teil der Bevölkerung, der nicht im Sportverein oder Fitnessstudio seine Bewegung fördert? Wir sitzen heute alle zu viel und zu lange. Immer mehr Menschen entdecken den persönlichen Schrittzähler am Armgelenk als Bewegungsmotor. Doch die Zahlen belegen auch, dass zu viele Menschen zu viel Gewicht mit sich tragen.

Die Deutschen lassen sich die eigene Gesundheit etwas kosten. So wurden 2017 zum Beispiel für Gesundheit insgesamt 374 Milliarden Euro ausgegeben. Das waren 4.330 Euro pro Kopf und Jahr für die persönliche Gesundheit. Der Anteil der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen umfasste 2017 gerade mal rund 238 Milliarden Euro. Rund 140 Milliarden Euro werden also schon heute freiwillig mehr in die Gesundheit investiert. Doch wer leistet sich das? Zumal bildungsferne Menschen immer noch weniger den Wert der eigenen Gesundheit zu schätzen wissen, daher nicht so lange leben. Fazit: Investieren Sie in Ihre Gesundheit. Warten Sie nicht, bis der Notarzt kommt.

Ziel sollte es zudem sein, in die eigene Familie zu investieren und auch die familiären Beziehungen zu pflegen. Nur eine Beziehung trägt theoretisch ein ganzes Leben, die zu den eigenen Kindern. Kind bleibt man immer – ob man will oder nicht. Politisch bedeutet das, alles zu tun, damit junge Menschen den Wunsch nach eigenen Kindern auch tatsächlich realisieren. Doch darüber hinaus bleibt wichtig, in familienähnliche Solidarnetzwerke zu investieren: Freundeskreise, Nachbarschaften, Vereine, Kirchengemeinschaften, Selbsthilfegruppen zum Beispiel. Familie ist zukünftig da, wo unterschiedliche Generationen auf Dauer angelegte Verantwortung füreinander übernehmen. Das können auch Wohngemeinschaften oder Genossenschaftsideen oder Wahlfamilien jeglicher Art sein. Die Möglichkeiten werden auch hier vielfältiger. Dies zu erreichen, braucht es auch entsprechende Signale und Anreize. Wer zum Beispiel 15 Milliarden Euro in die älteren Generationen jährlich mehr investiert (Rentenpaket 2014, Pflegestärkungsgesetz 2015), gleichzeitig aber jährlich 1,5 Milliarden Euro mehr an Familien mit Kindern gibt (Kindergelderhöhung um vier Euro in 2015, um weitere zwei Euro in 2016), der sendet bedenkliche Signale an die jüngeren Menschen. Die Demonstrationen vieler junger Menschen im Rahmen der Aktion „Fridays for Future“ belegen, dass die älter werdende Gesellschaft schon länger auf Kosten der Zukunftschancen jüngerer Generationen lebt. Sie meint, sie habe es verdient. Doch womit haben die Jüngeren es verdient, dies bezahlen zu müssen? Fazit: Investieren Sie in Ihre Familie oder in die Menschen, die für Sie wie Familie sind bzw. sein könnten.

Ziel sollte es schließlich ebenfalls sein – auch auf dem Hintergrund der zu erwartenden geringeren Rentenzahlungen – im Alter auf ein möglichst mietfreies, mindestens aber barrierearmes Wohnen zugreifen zu können. Die meisten Menschen wünschen sich, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können. Doch nur drei Prozent des deutschen Wohnbestandes gelten als barrierefrei, alters- bzw. alternsgerecht. Mit anderen Worten: die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann, ist strukturell gar nicht gegeben. Doch wer glaubt, dass dafür ja noch Zeit sei, bis man dann tatsächlich so alt sein werde, der irrt. Denn auch die Belegschaften der Bauindustrie altern und werden weniger. Und der Traumberuf eines jungen Mannes ist es zurzeit nicht, Maurer zu werden. Der Bedarf nach diesen Umbauten und Renovierungen hingegen steigt. Daher ist jede Investition in dieses Wohnen schon heute eine sehr renditeträchtige Angelegenheit. Jede Renovierung sollte daher für den Gedanken genutzt werden, wie es sein würde, wenn ich im Alter von 85 Jahren und einen Rollator nutzend in meiner Wohnung mobil sein möchte. Übrigens: diese Wohnungen werden künftig auch auf dem Immobilienmarkt der Renner sein! Fazit: Investieren Sie rechtzeitig in einen Wohnraum, der Ihren Alternsprozess mitgestaltet.

Wer diese drei Investitionen in seinem langen Leben tätigt, der wird seine demografische Rendite einfahren können. Wer das mit einer Vorsorgevollmacht (notariell beglaubigt) und einer Patientenverfügung rechtzeitig unterstützend begleitet, der kann sein Altern gelassener genießen.